Schweizer Schauwellensittiche - Daniel Lütolf
 
 

Daniel Lütolf
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Tages Anzeiger (12.3.2001)

Bunter Vogel züchtet bunte Vögel

Daniel Lütolf ist jung, alternativ, weltoffen und züchtet Wellensittiche. Er ist der Schweizer Meister in diesem Fach.

Von Helene Arnet

Ein stimmungsvolles Haus in der Würenloser Altwies. Am Garagentor blättert die Farbe ab. Ein Plakat zeigt einen leuchtend grün-gelben Vogel und den Schriftzug: "Verkaufe englische Schau-Wellensittiche". Seltsame Pflanzen säumen den WEg. Und am Gitter des Kellerfensters hängen gelbe und weisse flaumige Federn. Hier also wohnt der Schweizer Meister des Wellensittichverbandes.
Es öffnet ein gross gewachsener schlacksiger junger Mann im orangen Strickpullover. Wohl der Sohn des Schweizer Meisters. Denn wer Wellensittiche züchtet, muss doch - so die Vorstellung - angealtert, mit Bauch und konservativer Gesinnung sein. Doch steht der Meister selbst da: weltoffen, unternehmenslustig und mit alternativer Gesinnung. So wählt er Grün und versucht, bewusst langsamer zu leben. Als überzeugter Tier-und Umweltschützer ist der Mitglied bei Greenpeace und WWF.
Daniel Lütolf sitzt am winzigen Küchentisch, der von einer Ketchup-Flasche dominiert wird, und spachtelt eine Orange nach der andern. WG-Groov um ihn herum. Und er erzählt von seiner Leidenschaft: der Zucht von Wellensittichen. Seit er elf ist, fliegt er auf Vögel. Sackgeld, Weihnachts- und Geburtstagsgeld, auch die Gage fürs Fussballspielen im 1.-Liga Klub setzte er lange Zeit für den Kauf neuer Vögel ein. Er schwärmt von dem speziellen Glanz, den ein deutscher Topzächter Wellensittichen ins Gefieder brachte. Und er weiss, dass seine eigenen Vögel ganz nah an dieser internationalen Spitze dran sind. "Sie haben Ausstrahlung und Charme. Sie sind gross und haben eine gute Körperhaltung. Das ist meine Spezialität." Er spricht von Form und Farbe der Sittiche, die er wie ein Künstler abschätzt. Schon früh faszinierte ihn alles, was mit Ästethik und Design zu tun hat. Er erzählt, wie er durch Pärchenbildung positive Eigenschaften verstärkt und negative zum Verschwinden bringt. Er spricht von "modellieren" und zuckt zusammen:"Ich bin mir immer bewusst, dass ich es mit Lebewesen zu tun habe." Er hat sich auf Wellensittiche spezialisiert, weil er deren soziale, fröhliche und zufriede Art mag. Und noch immer ergreift ihn der Anblick des pochenden Herzens im Ei, wenn er es mit der Lampe beleuchtet.
Kopfschütteln. "Wie kann man nur Vögel züchten", wird Daniel Lütolf von seinen Freunden gefragt. "Mein Freundeskreis findet dieses Hobby fürchterlich, und ich kann das nachvollziehen." Immer wieder muss er sich rechtfertigen: "Ich mache keine Qualzuchten. Ich verzichte auch auf Inzucht." Und wütend erzählt er, dass immer noch viele Wellensittiche, typische Schwarmtiere, einzeln gehalten werden. Ganz wohl ist

Wellensittich-Züchter Daniel Lütolf stösst oft auf Unverständnis: "Wie kann man nur Vögel züchten", wird er von Freunden gefragt.

ihm in seiner Haut als Vogelzüchter selbert nicht, doch kann er es einfach nicht lassen. Er liebt seine Vögel - "jeden einzelnen", Zirka 250 sind es im Moment. Er wendet täglich vier Stunden für ihre Pflege auf, nimmt jeden in die Hand, streichelt ihn, spricht zu ihm. Und wenn er ins Kellergeschoss kommt, in dem Vogelbauer an Vogelbauer steht, dazu ein Freiflugkäfig mit Aussengehege, dann flattern die Vögel nicht hysterisch auf. Sie betrachten ihn ruhig, brüten, turteln, schnäbeln.

Daniel Lütolf ist im Schweizerischen Wellensittichverband ein bunter Vogel, der durchs südliche Afrika tingelt, während die andern ihre Vögel für die Meisterschaft auf Vordermann bringen. Und wenn andere ihre Tiere nicht aus den Augen lassen, ist er seinem Vater und Freunden überaus dankbar, dass sie seine Sittiche betreuen, wenn er selbst ausgeflogen ist. So hat er in den letzten Jahren zwar alle grossen Schauen gewonnen. Doch für den Schweizer-Meister-Titel (für den schönsten Vogel) reichte es ihm im November 2000 das erste Mal.

Gefieder über die Augen

Der Schönste muss mit der Zahnbürste und Pinzette gepützelt werden, gecoacht und getimed, damit sein Gefieder am Tag X glänzt. Damit er das Kopfgefieder stellt, so dass es von vorn die Augen abdeckt. Schönheitsideal ist das Kindchenschema. Dafür nahm sich Daniel Lütolf erstmals Zeit, weil eine geplante Weltreise ins Wasser fiel.
"Zurzeit", so erzählt Daniel Lütolf, während er sich einen weiteren Orangenschnitz in den Mund schiebt, "zurzeit befinde ich mich in der Phase des Umbruchs." Der 31-jährige verdient seinen Lebensunterhalt normalerweise als Lehrer und sinnt über eine neue Ausbildung nach. Er möchte nur noch Teilzeit arbeiten und sich mehr Zeit für Freunde, Reisen, Literatur und Musik nehmen. Und die Vögel? "Es gibt Leute, die mit erfolgreicher Vogelzucht steinreich werden", erklärt Daniel Lütolf. Aber das ist nicht seine Welt. Ein bunter Vogel wie er will nicht nur unter bunten Vögeln leben.

 

 
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