Hier piepts wohl
...
Wellensittiche sind beliebte Haustiere.
Ein Besuch bei zwei erfolgreichen Züchtern.
Ginger Hebel, Anina Rether
Gespannt hebt Daniel Lütolf den
Deckel eines Zuchtkastens. Ob schon einer geschlüpft
ist? Tatsächlich. Zwischen zwei winzigen noch intakten
Eiern sitzt ein fast nacktes, rosarotes Etwas erschöpft
neben den aufgebrochenen Eierschalen - ein frisch geschlüpfter
Wellensittich. «Ein grossartiger Moment. Es fasziniert
mich immer wieder von neuem», sagt Lütolf begeistert.
Die Leidenschaft hat den Aargauer schon mit elf Jahren gepackt,
als er ein Wellensittichpärchen geschenkt bekam. Kurz
darauf folgte, damals noch ohne sein Zutun, der erste Nachwuchs.
Damit hat alles begonnen. Mittlerweile ist der 34-jährige
Lütolf mehrfacher Schweizermeister im Wellensittichzüchten.
An der letzten Schweizermeisterschaft Anfang November wurden
zwei seiner ausgewachsenen Vögel zu den Siegern gekürt.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde er in der Kategorie Jungvögel.
Jedes Jahr geht er mit einigen seiner Sittiche an verschiedene
Anlässe im In- und Ausland. Meist kommt er mit einer
Auszeichnung zurück. Kein Wunder, zahlen Züchter
für seine Tiere mehrere hundert Franken. Hinter diesem
Erfolg steckt viel Arbeit und Zeit. Sein Pensum als Lehrer
an einer Sekundarschule in Zürich schrumpfte in den
letzten Jahren immer mehr zusammen. Mittlerweile ist er
bei 66 Prozent angelangt. «Ich betreibe eben viel
Aufwand für meine Wellensittiche. Das Arbeiten mit
den Tieren gib meinem Leben eine strikte Struktur. Schliesslich
trage ich für sie die Verantwortung.»Mehrere
Stunden am Tag verbringt er im Keller seines Wohnhauses
in Würenlos, wo die 250 Wellensittiche untergebracht
sind. Der Züchter nimmt seine Tiere regelmässig
auf die Hand und redet mit ihnen. «Damit muss ich
früh beginnen. Nur so werden sie zahm.» Jeden
zweiten Tag bekommen die Vögel etwas anderes als Körner.
Dann rüstet Daniel Lütolf Blumenkohl, Broccoli,
Mais, Äpfel, Fenchel und Karotten. Geraspelt und mit
Hafer und gekochten Eiern vermischt gibt das einen gesunden
Brei und Abwechslung für seine Vogelschar. «Eine
ausgewogene, biologische Fütterung ist der Schlüssel
zum Erfolg. Vor allem in den ersten fünf Wochen nach
dem Schlüpfen.» Ebenso wichtig aber sind auch
saubere Volieren und genügend Platz. «Die Vögel
müssen sich frei fühlen.» So frei es eben
geht in einem Käfig. Bei der Paarung legt Daniel Lütolf
Wert auf Eigenständigkeit der Wellensittiche. Auch
wenn er für die Erreichung seines Wellensittich-Ideals
teilweise Vögel zusammenbringt, die sich sonst vielleicht
nicht unbedingt gewählt hätten: «Für
mich sind Liebespaarungen immer noch ein Geheimtipp.»
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Daniel Lütolf züchtet seit
Jahren erfolgreich Englische Wellensittiche. Er verbringt
mehrere Stunden am Tag bei seinen Vögeln. Fotos:
Urs Flüeler. |
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Dieses Wellensittich-Küken
ist eben geschlüpft. Sein Züchter Daniel Lütolf
geniesst diesen Augenblick besonders:«Ein grossartiger
Moment.» |
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Ein «gewöhnlicher»
Englischer Schauwellensittich (o.) und ein «Siegervogel»
mit den vier Punkten (u.). |
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Die vier charakteristischen
Flecken der Englischen Sittiche. |
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