Als Züchter und Zuchtrichter von Ausstellungswellensittichen
nütze ich immer sehr gerne die Möglichkeit, erfolgreiche
Züchter zu besuchen. Und so habe ich keinen Moment
lang gezweifelt, als mir mein Freund Recik angeboten hat,
einen Besuch bei einem der erfolgreichsten Züchter
Europas, Herr Daniel Lütolf aus der Schweiz, zu vermitteln.
Als an einem Donnerstag Nachmittag mein Telefon klingelte
und mein Freund Recik mir mitteilte, dass uns am Samstag
Daniel Lütolf erwartet, hatte ich trotz halsbrecherischem
Termin grosse Freude. Die Organisation gelang und ich, Freund
Josef Slavik, Freund Ing. Svatopluk Vlasak und Freund Recik
machten uns am Freitag Abend auf den 900 Kilometer langen
Weg, welcher angenehm verlief. Nicht nur auf Grund des geliehenen
BMWs, sondern vor allem auch darum, dass während
der ganzen Fahrt Gesprächsstoff betreffend Wellensittichen
bestand. Als sich am frühen Morgen der Bodensee zeigte
und danach die imposanten Alpen, waren wir schon fast am
Ziel. Etwa um 10 Uhr am Samstag Morgen empfing und der 35-jährige
Mittelschullehrer Daniel Lütolf vor seinem Haus. Er
war gerade damit beschäftigt, die Wellensittiche zu
füttern und zog uns somit gleich in sein Königreich
dieser Vögel, welches sich im Souterrain des Hauses
befindet. Ich war ehrlich gesagt sehr überrascht, wie
einfach und bescheiden dieses Zuchtgelände im Haus
eingebaut ist. Unsere Gewohnheit, von der tschechischen
Grenze westwärts luxuriöse Einrichtungen vorzufinden,
war dort nicht der Fall. Je einfacher die Einrichtung war,
desto mehr Wert wurde auf Sauberkeit und Zuchthygiene gelegt.
Die Anlage ist in zwei kleinen Räumen installiert.
Ein Raum davon dient zugleich als Heizraum, in welchem ein
Heizofen installiert ist, welcher etwa ein viertel der Fläche
des Raums beansprucht.
In diesen Räumen sind etwa 50 Zuchtboxen verschiedener
Grössen, sodass die Raumfläche optimal genutzt
werden kann. Bei manchen Zuchtboxen sind die Nistkästen
von aussen installiert, bei anderen von innen, was meiner
Meinung nach nicht praktisch ist. Auch die Nistkästen
sind verschieden, meiner Meinung nach manche zu klein. In
einem Raum befindet sich eine Volière, welche am
Ausflugfenster befestigt ist und somit Zuflug zur Aussenvolière
bietet. Als Belag der Volière und Nistkästen
wurde Holspan verwendet, in Zuchtboxen lediglich Zeitungspapier.
Für Sauberkeit und gute Luft sorgt eine Lüftungsanlage,
welche sehr lärmig war und meiner Meinung nach wegen
geöffneten Fenster zur Aussenvolière in bestimmten
Anlageteilen Durchzug verursachte. In beiden Räumen
war absolut saubere Luft und nirgends Staub.
Was Futter betrifft, nützt Daniel etwa vier verschiedene
Sorten Hirse und G.... Zum Spriessen nützt er die Gerste
in Gegensatz zu dem bei uns beliebten Hafer. Eiermix nützt
er industriell hergestellt, welcher er zusätzlich mit
Gemüse ergänzt. Sehr interessant ist, dass Karotten
nur zu einem kleinen ... genützt werden, andererseits
viele Gemüsesorten, welche bei uns nicht genützt
werden (z.B. Broccoli). In allen Boxen in welchen junge
Vögel sind, sind ganze Kolben der Senegalhirse. Dasselbe
legt er auch in die Nistkästen. Vorteil ist, dass die
jungen Vögel dadurch zusammen mit der Mutter lernen,
schon in dem Nistkasten Nahrung aufzunehmen.
Und nun ein paar Worte zur Zuchtqualität: An erster
Stelle muss ich deutlich machen, dass ich noch nirgends
eine Zucht in dieser Qualität gesehen habe! Ich war
begeistert über die Menge der Spitzenvögel, welche
mir sehr gefallen haben. Es waren Vögel mit langen
grossen Federn, aber dennoch dichtem Gefieder. Diese Vögel
sind von grosser starker Statur, haben auf die Schnabel.....
aufgesetzte breite Köpfe mit tiefen Masken und grossen
Kehltupfen. Obwohl Daniel behauptet hat, keine verwandten
Rassen zur Zucht zu verwenden, ist dies meiner Meinung nach
nicht möglich. Eine solch ausgeglichene Zucht grösserer
Mengen gleichartiger Sorten, was insbesondere bei grauen
und weissen Vögel eindeutig ist, ist ohne teilweise
Verwandtschaft nicht möglich zu erreichen.
Eine weitere Sache, welche mich bei der Zucht beeindruckte,
war der Gesundheitszustand. Besonders erinnere ich mich
an die Struktur der ..... Praktisch nirgends habe ich das
Problem gesehen, welches in letzter Zeit den Ausstellungszüchtern
von Wellensittichen zu schaffen machte und zwar fehlende
........ Schwanzfedern.
Letztes was ich sagen möchte betrifft die absolute
Zahmheit aller Vögel. Das bestätigt, dass sich
Daniel intensiv den Vögel widmet und wie er
es sagte - mit ihnen lebt. Alle Vögel, welche er uns
zeigte, hatte er auf seinem Finger, ohne dass die Vögel
versuchten davonzufliegen. Egal ob der Vogel jung oder alt,
aus der Volière oder aus der Box genommen wurde.
Nach dem was ich gesehen habe, ist es kein Wunder, dass
an Daniel Lütolfs Wellensittichen nicht nur in
Europa interesse besteht, sondern in der ganzen Welt.
Von einem Wellensittich, welchen wir von Daniel erhalten
haben, sind Blutverwandte nach Thailand und Brasilien verkauft
worden. Nachdem ich Sonntagmorgens diesen zweitägigen
Marathon beendet hatte, bleibt nichts anderes übrig
als zu sagen: Es hat sich gelohnt. Ich hoffe, dass die eingeführten
Wellensittiche von Daniel die tschechische Zucht und Ausstellungen
bereichern werden.
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