Schweizer Schauwellensittiche - Daniel Lütolf
 
 

Daniel Lütolf
Industriestrasse 1
CH-5436 Würenlos
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Die Schweizerisch- irische Verbindung

Einleitung:

In einer dreiteiligen Serie werde ich berichten von meinen Reisen nach Würenlos (Schweiz), Killeagh (Irland) sowie zur Europaschau nach Karlsruhe (Deutschland). Ich werde über verschiedene Themen schreiben, die alle im Zusammenhang stehen mit Daniel Lütolfs Vögeln.

Teil 1 handelt von Vögelverkaufen von Daniel Lütolf an Jos Reynders (Irland).
Teil 2 hat die gekauften Vögel zum Inhalt sowie deren Einfügung in die bestehende Zucht von Jos Reynders.
Teil 3 gibt einen Eindruck von Daniel Lütolfs an der Europaschau in Karlsruhe ausgestellten Vögeln.

Teil 1

Impressionen zu Vogelverkäufen von Daniel Lütolf an Jos Reynders, verfasst von Peter van Amelsvoort, ehemaliger Preisrichter und Mitglied der WBO Niederlande.

Die Reise nach Würenlos

Einige Wochen bevor Jos für einen Familienbesuch nach Holland reiste, rief er mich an und lud mich ein, ihn anlässlich eines Besuches bei Daniel Lütolf in der Schweiz zu begleiten. Ich akzeptierte den Vorschlag freudig und so begaben wir uns auf die 1600 km lange Reise nach Würenlos. Die Reise – die wir bereits einmal vor zwei Jahren unternahmen – verlief zufriedenstellend, einmal abgesehen davon, dass die Tagestemperatur 37 Grad erreichte und die Klimaanlage in meinem Wagen unterwegs ihren Geist aufgab. Unmittelbar vor der Schweizer Grenze mussten wir einen Halt einlegen, um eine Autobahnvignette zu kaufen. Jeder Besucher, der auf Schweizer Autobahnen unterwegs ist, muss eine solche Klebeetikette für die Windschutzscheibe erwerben. Es handelt sich dabei um die einmal jährlich zu entrichtende Schweizer Autobahngebühr in Höhe von 40 Franken. Wir kamen gut voran in der Schweiz, doch irgendwo in der Nähe von Zürich kam es zu einem Stau infolge von Bauarbeiten und die Temperatur im Auto erreichte beinahe unerträgliche Ausmasse. Sofort nach unserer Ankunft in Würenlos „mussten“ wir einen Halt einlegen und hielten nach einem kühlen Schweizer Bier Ausschau. Bald hielten wir eines in jeder Hand. Solchermassen gestärkt, fragten wir einen Bargast nach dem Weg zu Daniels Haus und er führte uns direkt an unser Ziel – eine sehr freundliche Geste, wie wir beide fanden.
Nun begannen wir uns langsam Sorgen zu machen aufgrund der heissen Temperaturen, nicht wegen uns, sondern wegen den gekauften Vögeln, die schliesslich eine 8 bis 9 Stunden lange Reise im heissen Auto überstehen mussten. Dies hätte für die Tiere ein grosses Gesundheitsrisiko dargestellt. Doch zum Glück für die Vögel war der folgende Tag nicht halb so heiss. Dennoch unternahmen wir alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen wie regelmässige Wasserzufuhr, ein Sonnenschutz sowie eine gute Ventilation.
Als wir Daniels Zuchtanlage betraten (ungefähr um 18 Uhr), waren die Vögel kaum aktiv – dies aufgrund der extremen Hitze und man konnte ihre Vorzüge deshalb nur schlecht erkennen. Vögel bei dieser Hitze aus dem Flug herauszufangen, wäre sehr unklug gewesen, weil es die Tiere zu sehr gestresst hätte. Wir entschieden also, einige Vögel auszuwählen, die Daniel dann später am Abend für uns herausfangen sollte. Bei den kühleren Nachttemperaturen zeigten sich die Vögel schon viel besser. So konnte man allfällige versteckte Fehler erkennen. Und wir erhielten eine gute Gelegenheit, die Besten für uns herauszupicken.
Vögel zu fotografieren ist ein schwieriges Unterfangen, doch wer schon Daniels Webseite besucht hat, kann dort die extrem gute Qualität seiner Vögel unmittelbar erkennen. Er fotografiert die Wellensittiche in verschiedenen Lebensstadien - als Babies, Jungvögel sowie als ausgewachsene Schauvögel. Vergleicht man die Bilder der vergangenen Jahre miteinander, so erkennt man, dass seine Zucht von Jahr zu Jahr besser wurde und ein kontinuierlicher Fortschritt stattfand.

Es wurde schon viel kritisiert bezüglich Manipulation von Bildern etc., aber was wir an diesem Samstagmorgen erblickten, das war sogar noch besser als die Bilder auf Daniels Homepage, und dies ist garantiert nicht gelogen!
Die Art, wie Daniel sich seinen Vögeln nähert und mit ihnen umgeht, ist einzigartig. Er ist ein Meister im Trainieren von Wellensittichen: er setzt sie in einem Schaukäfig ohne Frontgitter und sie sitzen seelenruhig auf der Stange und präsentieren sich dem Betrachter, bis Daniel den Richtstab hebt, um sie in die Voliere zurückzusetzen. Es gibt meines Wissens nur einen weiteren Züchter mit ähnlichen Fähigkeiten: André Vermeir aus Belgien.
Auf diese Weise werden die Vögel vorzüglich vorbereitet für künftige Schauen, das Fotografieren und den Verkauf. Eine ruhige Präsentation kommt nicht nur den Vögeln selbst zugute, sondern natürlich auch dem Züchter. Allzu oft sieht man auf Schauen gute Vögel, die sich einfach nicht zu zeigen vermögen; sie klammern sich an das Frontgitter, sitzen in einer Ecke oder aber sie trippeln endlos durch den Schaukäfig. Auf diese Weise wird es einem Zuchtrichter beinahe verunmöglicht, die Vögel richtig zu bewerten.

Wir sprachen mit Daniel auch über die Schauvorbereitung und das Frisieren der Vögel im Speziellen. Oftmals konnten wir auf Schauen beobachten, dass seine Vögel zusätzliche Kehltupfen aufweisen. Sein Kommentar dazu lautete, dass viele seiner Vögel doppelte Tupfen in der gleichen Farbe haben. Er machte die Erfahrung, dass binnen 24 Stunden nach dem Zupfen allzu oft auch noch der zweite Tupfen verloren ging. Folglich lautete sein Motto: „Lieber ein Tupfen zuviel, als einer zuwenig.“ Die Kehltupfen abzuschneiden, anstatt sie zu zupfen, wäre eine Alternative, doch kann diese Technik nach Daniels Ansicht vor allem bei Vögeln mit vielen Tupfen Probleme bereiten.

Charme, Ausstrahlung und Grösse in Harmonie
So lautet die Überschrift auf seiner Webseite und diese Eigenschaften sind wahrhaftig in seine Vögel hineingezüchtet. Regelmässig kreuzt Daniel „frisches Blut“ in seinen Stamm ein. Er achtet speziell auf neue oder bessere Eigenschaften, die seine Vögel womöglich noch nicht aufweisen. Er ruht sich dabei nie auf seinen Lorbeeren aus, sondern entwickelt sich stetig weiter. Daniel ist sozusagen „der Harry Bryan des 21. Jahrhunderts“. Beim diesjährigen Besuch entdeckten wir in Daniels Zucht Vögel von Brian Sweeting (UK), Wilhelm Kohout (Österreich) sowie aus der De Beer-Zucht (Südafrika). Daniel verkauft diese Einkreuzungsvögel wieder, sobald er Junge von ihnen hat und sie ihre positiven Eigenschaften in seinen Stamm eingebracht haben. Manchmal kann man so einen guten Vogel preiswert erwerben. Jos Reynders zum Beispiel hat einen von den De Beers-Vögeln gekauft, doch dazu später.

Persönlich erachte ich als die wichtigsten Vorzüge der Lütolf- Vögel deren keilförmige Körperform in Kombination mit einem breiten Nacken und grossartigen Kopfeigenschaften. Ein solches lebendes Gesamtkunstwerk zu bewerkstelligen, vermag nur ein absoluter Topzüchter. Es gibt leider genügend Vögel, die auf der Stange hängen wie ein Sack voller Kartoffeln oder solche, welche die Form einer Karotte haben. Ganz anders Daniels Vögel: weitere ihrer Vorzüge sind eine extreme Maskentiefe und ein sehr dichtes Kopfgefieder, welches fast schon an Haare erinnert. Diese Dichte hat einen positiven Effekt auf die erwünschte horizontale Wuchsrichtung der Federn. Eine Kombination all dieser Eigenschaften macht Daniels Vögel so einzigartig und unterscheidet sie von anderen. Doch am erstaunlichsten ist die Tatsache, dass diese Supervögel trotzdem problemlos fliegen können und ich habe keinen gesehen, der Federprobleme gehabt hätte, so wie sie in anderen Zuchten mit vergleichbaren Kopfqualitäten leider anzutreffen sind. Auch habe ich keinen einzigen Vogel in seiner Zucht entdeckt, der an Zysten leidet.

Kauf und Verkauf von Wellensittichen
Bei Daniel Vögel zu kaufen bedeutet harte Arbeit – genau gleich wie bei anderen Topzüchtern. Wie bereits erwähnt, verwendet er regelmässig sehr gute Auskreuzungsvögel, die aufgrund einer bestimmten erwünschten Eigenschaft gekauft wurden. Deren gute Nachzuchten behält Daniel, doch die Auskreuzungsvögel werden wieder verkauft. Dies eröffnet die Gelegenheit, einen sehr guten Vogel preiswert zu erwerben. Ich persönlich war nicht an einem solchen Angebot interessiert. Ich begehrte einen Vogel aus seiner Spangle-Linie, aus der mir einige sehr gute Exemplare offeriert wurden, die über alle von mir gewünschten Eigenschaften verfügten. Meine Wahl war rasch getroffen. Käufer verfolgen mit Einkreuzungsvögeln unterschiedliche Absichten, wie folgende Beispiele erläutern sollen.

a) Manche kaufen Einkreuzungsvögel, um die eigene Linie auf eine bessere Basis zu stellen; sie schauen beim Kauf weniger auf extrem gute Qualität als auf einzelne sehr ausgeprägte Merkmale des Vogels.

b) Andere wiederum verfolgen das Ziel, eine total neue Linie aufzubauen; sie kaufen am besten einige Hähne und verschiedene Hennen (mit Vorteil Jungvögel, damit man viele Jahre mit ihnen züchten kann).

c) Einige Käufer halten Ausschau nach den dominant verankerten guten Eigenschaften der Vögel und wollen diese in die eigene Zucht einbringen. Sehr oft gelangt man leider nicht ans Ziel und kommt mit Vögeln mit Merkmalen nachhause, die man bereits besitzt. Der Grund: die Supervögel mit wirklich extrem ausgeprägten Qualitäten verkauft kein Züchter.

d) Man versucht also, einige Vögel aus den besten Linien des Gastgebers zu erwerben und sollte dabei den eigenen Wunschzettel nie aus den Augen verlieren. Schon nach kurzer Verhandlung wird klar, ob der oder die gewünschten Vögel erhältlich sind. Beim Kaufwunsch sollte die Schauqualität zweitrangig sein.

e) Viel wichtiger ist es, Vögel mit dominant in ihren Genen verankerten Eigenschaften zu erwerben (wie bereits vorgängig unter „c“ erwähnt. Man kauft ja keine „fertigen“ Schauvögel, sondern in erster Linie solche zur Zucht.
Ein Grund für den Erwerb eines Fremdvogels ist es, wie erwähnt, solche guten noch nicht vorhandenen Merkmale und Eigenschaften in den eigenen Bestand einzubringen. Sehr oft benötigt man eine Einkreuzung zudem, um die Fruchtbarkeit der eigenen Vögel zu erhöhen und damit einen der negativen Aspekte der Linienzucht auszuschalten. In einem solche Fall wäre ein guter „Allround-Vogel“ die beste Kaufempfehlung.
Die Gründe, weshalb Jos Reynders in den vergangenen Jahren diverse Vögel on Daniel Lütolf erwarb, lagen hauptsächlich bei den geschilderten Punkten a) und d). Die gekauften WS blieben für einige Zeit in meiner Zuchtanlage zur Quarantäne, bevor sie auf die Reise nach Irland mitgenommen wurden. Während dieser Zeit wurden sie von den beiden niederländischen Topzüchtern Rein Dul und Bertus Kremer begutachtet und wie folgt kommentiert:

1. Hellblauer A-Scheckenhahn (Ring.-Nr. 314-DL125-05): „Sehr guter Altvogel mit herausragenden Kopf- und Gesichtseigenschaften, gute Federqualität, könnte einen etwas kräftigeren Körper haben.

2. Hellblauer Hahn (242-DL125-06): Jungvogel kurz vor der Mauser, leichte Kopffleckung (dunkle Federschäfte), wird eine sehr lange Feder bekommen, waagrechtes Kopfgefieder im Nasenansatz könnte etwas mehr nach unten drehen.

3. Hellblauer Hahn (244-DL125-06): Ebenfalls ein Jungvogel mitten in der Mauser, der sich leider nicht sehr gut zeigt; der Vogel besitzt aber einige sehr gute Ansätze beim Kopf, Nacken, gute Länge und weiche Feder; waagrechte Kopffeder könnte besser sein.

4. Graugrüner Hahn (092-DL125-06): Babyvogel, der noch nicht mauserte; ein langer Vogel mit grossen Füssen (starke Knochenstruktur); weitere Bewertung schwierig aufgrund des Alters.

5. Dunkelgrüner Zimthahn (253-DL125-06): Ebenfalls ein Babyvogel mit grossen Füssen und breitem Nacken; für weitergehende Bewertung zu früh.

6. Graue Zimthenne (203-DL-125-04): Sehr guter Vogel mit keilförmigem Körper und grossartigen Kopfeigenschaften, perfektem Nacken und waagrechtem Kopfgefieder (Buffalo-Effekt).

7. Graue Zimtopalinhenne, spalt in Aufgehellt (134-DL125-06): Junge Henne mit sehr hübschen runden Kehltupfen und waagrechtem Kopfgefieder; könnte etwas mehr Körperfülle vertragen.

8. Graue Opalinhenne (14-xb-04) aus der De Beer-Zucht: Sehr grosse und lange Henne, sehr tiefe Maske, geschlossenes und sehr dichtes Gefieder, der Vogel fühlt sich in der Hand gut an.

Dies sind Eindrücke zu den von Jos Reynders gekauften Vögeln. Er beabsichtigt, diese mit seinen eigenen Vögeln zu kreuzen und dadurch seine Zucht zu verbessern.

Nun zur Frage, welche Art von Vögeln ein Züchter eigentlich verkaufen darf und soll: Bei dieser Frage ist nicht die Qualität seiner besten Vögel massgebend, sondern vielmehr diejenige Qualität, die er zu verkaufen gewillt ist, ohne dabei einen „Ausverkauf“ zu erleiden. Die Qualität der Verkaufsvögel ist ein guter Massstab für die Gesamtqualität einer Zucht.

Ein Beispiel: Damit er den hellblauen A-Scheckenhahn verkaufen konnte, brauchte Daniel einige Babys in guter Qualität von dessen Vater. Eine hohe Zahl an erstklassigen Nachzuchten von einem „Schlüsselvogel“ gibt ebenfalls Aufschluss über die Fähigkeiten eines Züchters. In der Regel behält Daniel zwei Junge von jeder durchgeführten Verpaarung; die restlichen Babys sind für den Verkauf bestimmt.


Probleme im Hobby
Vor 14 Jahren mussten sowohl Jos wie auch ich das Hobby aufgeben, hauptsächlich wegen der beruflichen Belastung. Und zufällig sind wir beide vor vier Jahren wieder eingestiegen in die Schauwellensittichzucht. Als ambitionierte Wiedereinsteiger hatten wir bald beide in unseren Zuchten mit dem Problem des Federverlustes zu kämpfen. Es handelt sich dabei um ein sehr komplexes Problem, das man nicht so rasch abhandeln kann. Gemäss Daniel handelt es sich bei den fehlenden Federn zu hundert Prozent um ein genetisches Problem. Leider fehlte uns die Zeit für eine weitergehende Analyse. Beide wären wir glücklich, wenn diese Angelegenheit etwas offener diskutiert würde. Eine Erforschung dieses Übels könnte durch Beiträge aller in der WBO zusammengeschlossenen Vereine finanziert werden. Auf der holländischen Nationalschau (Eintagesschau) gab es während des Richtens einen Vortrag zu diesem Thema, der von B. Plooyer (einem nicht-praktizierenden Tierarzt, der in der Pharmaindustrie arbeitet) gehalten wurde. Plooyers Schlussfolgerung lautete dahingehend, dass es sich bei den „schwanzlosen Wundern“ nicht um eine Mutation, sondern vielmehr um eine Folgeerscheinung des Polioma-Virus handelt. Das gleiche Virus verursacht auch die „französische Mauser“. Die Fütterung sowie die Federstruktur eines Bestandes spielen ebenfalls eine gewisse Rolle bei den Federproblemen. Viel entscheidender ist laut Plooyer aber, ob ein Bestand eine gewisse Immunität gegen das Polioma-Virus aufweist.
In Teil 2 wird nun Jos Reynders erklären, warum er die erwähnten Vögel von Daniel Lütolf kaufte und welche Verpaarungen er in Betracht zieht.

Teil 2

Von Peter van Amelsvoort

Einführung: Im August 2006 weilte ich auf Einladung von Jos Reynders in Irland; er wohnt ungefähr eine halbe Fahrstunde entfernt vom Flughafen in Cork. In nur fünf Monaten hat er auf einem Hügel beim Dorf Killeagh im Cork-County sein neues Wohnhaus erbaut. Es bietet eine wunderbare Aussicht auf die grossartige irische Hügellandschaft. Sogar das berüchtigte irische Wetter zeigte sich uns wohlgesinnt, sodass wir nicht nur schöne Vögel besichtigten, sondern auch die pittoresken Fischerdörfer und Schlösser der Umgebung geniessen konnten. Und falls es mal ein kurzes Regenintermezzo gab, so boten uns die vielen irischen Pubs willkommene Gastfreundschaft.
Sein zweistöckiges Haus ist konventionell gebaut, mit einem Lagerraum auf der rechten und einer Garage auf der linken Seite. In der rund 6 mal 6 m grossen Garage ist der Vogelraum eingerichtet. Dieser kann sowohl vom Haus als auch von aussen her betreten werden. Ein Korridor trennt den Zugang zur Garage von den eigentlichen Wohnräumen, um Lärm und Federstaub fernzuhalten. Der Vogelraum verfügt über genügend Fenster, die eine gute Beleuchtung ermöglichen. Um das Tageslicht zu verlängern, wird eine fluoriszierende Beleuchtung mit Zeitschaltuhr eingesetzt. Die Belüftung des Raumes geschieht einerseits durch die Fenster und andererseits durch einen starken Extraktor-Ventilator, welcher die verbrauchte Raumluft regelmässig nach draussen befördert. Somit ist rund um die Uhr ein gutes Raumklima für Tier und Mensch gewährleistet. Im Zuchtraum befinden sich eine grosse Voliere für die Altvögel und eine kleinere Voliere für die Jungvögel. Die Zuchtboxen der Marke Eigenbau verfügen über aussen angehängte Nistkästen. Ein Wassertrog mit kaltem und warmem Wasser erleichtert die tägliche Hygiene und Fütterung.
Als Jos vor drei Jahren wieder ins Hobby einstieg, waren die Vögel einer Menge Bewegung ausgesetzt. Nach dem Kauf in der Schweiz, mussten sie – kaum dass sie sich in Jos alter Anlage eingewöhnt hatten – bereits wieder umziehen in das neue Haus. Unglücklicherweise fand dieser Umzug im Januar statt, also mitten in der Zuchtsaison. Trotz dieser schwierigen Umstände gelang es ihm, in 12 Boxen total 80 Küken zu ziehen. Inzwischen hat Jos die Zahl seiner Boxen von 16 auf 32 verdoppelt, von denen zurzeit 24 besetzt sind. Die im Juli bei Daniel Lütolf gekauften Vögel wurden in zwei Etappen zuerst nach Holland gebracht und anschliessend wiederum mit dem Auto nach Irland verfrachtet. Da es sich mehrheitlich um Babys handelte, fiel ihnen die Eingewöhnung in ihre neue Umgebung recht leicht. Es blieb ihnen eine lange Ruhephase, bevor sie zur Zucht eingesetzt werden.
Die neu dazugekauften Exemplare (beschrieben in Teil 1) werden nun von Jos mit seinem bestehendem Stamm gekreuzt, den er während der vergangenen zwei Jahre aufgebaut hat. Nachfolgend beschreibe ich diese Verpaarungen, die dadurch leichter nachvollziehbar sind.
Verpaarungen

Vogel Nr. 1 wird verpaart mit einer hellblauen Zimtopalinhenne (424-DL125-04). Diese Henne verfügt über eine sehr lange Feder und guten Stil; sie hat zudem sehr grosse Kehltupfen und gute Kopfqualitäten mit waagrechter Feder. Begründung: Versuch, die waagrechte Kopffeder (Buffalo-Effekt) zu verankern.

Vogel Nr. 2 an eine dunkelgrüne Zimthenne (111-RE13-05); dies ist eine grosse Henne mit gutem Gesicht und Kopfqualitäten, tiefer Maske, langer Feder und guter Masse. Begründung: Federlänge verbessern.

Vogel Nr. 3 an eine A-GG Kobalt Zimtopalinhenne (65-RE13-06); diese erst 8 Wochen alte Henne verfügt über eine sehr gute Feder und Kopfqualitäten. Sie wird mit einem Hahn mit exzellentem Nacken verpaart. Begründung: Federqualität in der Linie verankern.

Vogel Nr. 4 an eine dunkelgrüne A-Sch Zimtopalinhenne (02-R3961-06); eine sehr gut gebaute erst 4 Monate alte Henne mit guten Tupfen und waagrechtem Buffalo-Effekt. Sie wird mit dem langen graugrünen Hahn verpaart. Begründung: Grösse etablieren und Kopfflecken ausmerzen.

Vogel Nr. 5 an eine hellblaue Zimthenne (46-RE13-06). Erst 16 Wochen alte Henne, hat aber bereits einen sehr guten Nacken, eine starke Brust und sehr gute Kopfqualitäten. Sie wird mit dem sehr langen dunkelgrünen Zimthahn verpaart. Begründung: Mehr Länge und Breite verankern.

Vogel Nr. 6 an einen hellblauen Hahn (114-DL125-02); Hahn mit sehr steilem Kopfgefieder, guter Federlänge und verbesserungsfähiger Wuchsrichtung. Wird an die Graue Zimthenne verpaart. Begründung: Federwuchsrichtung und Federlänge verbessern.

Vogel Nr. 7 an einen Grauen Hahn (29-R3961-06); dieser Vogel hat eine sehr dichte Federstruktur und Kopf-Federlänge. Nacken könnte besser sein. Wird zwecks Kompensation dieser Mängel mit der grauen Zimtopalinhenne gekreuzt. Begründung: Federdichte und Buffalo-Effekt verankern.

Bemerkung: Aktuell verwendet Jos zwei verschiedene persönliche Ringnummern; RE13 ist sein Code beim holländischen Verband (frühe Ringausgabe); R3961 ist sein Code beim grossbritannischen WBO-Verband (zwecks Ausstellung von Jungvögeln im Vereinigten Königreich).

Nachfolgend die Beschreibung einiger „Schlüsselvögel“, die Jos zwecks Aufbau seiner Linie verwendet und die bevorzugt bei der Zucht eingesetzt werden.

Foto; Hellblauer Opalinhahn (296-DL125-04); dieser Vogel hat einen sehr starken Nacken, eine sehr breite und tiefe Maske und einen grossartigen Typ: er ist ein richtiger „Punch-Vogel“.

Foto; Dunkelgrüner A-GG Zimtopalin A-Schecke (135-DL125-04), ebenfalls ein australisches Gelbgesicht. Dieser Vogel verfügt über eine schöne geschlossene Federstruktur (Medium-Buff Feder), gute Tupfen, alles bei guter Grösse.

Foto; Dunkelgrüner Zimthahn (115-RE13-06). Ein grosser Vogel mit breiten Schultern und langem Kopfgefieder inklusive waagrechter Wuchsrichtung.

Foto; Hellgrüner Hahn (06-RE13-06). Sehr langer Vogel von sehr gutem Typ und mit viel Stil. Stammt ab von einer sehr guten Mutter (Auskreuzungsvogel aus der Moffat-Linie von Gerald Binks) und Vater (der beschriebene hellblaue Opalinhahn); andere, etwas härtere Feder.

Teil 3:

Eindrücke von an der Europaschau 2006 in Karlsruhe ausgestellten Lütolf-Vögeln
Von Peter van Amelsvoort

Dies vorneweg: Um einen guten Eindruck vom Leistungsvermögen des auserwählten Züchters zu erhalten, genügen ein Schaubesuch und die Kenntnis von seinen errungenen Auszeichnungen nicht. Man muss den Züchter besuchen, um die Vögel in ihrer „heimatlichen Umgebung“ zu sehen.

Die Ausstellungshalle in Karlsruhe besteht zu einem grossen Teil aus Glasfassaden, was die Temperaturen im Sommer leicht extrem ansteigen lässt. Dieses Jahr war nicht die Hitze das Problem, sondern eher das schwül-feuchte Klima. Dieses war schuld daran, dass sich die Vögel nicht so richtig zeigen wollten. Daniels Vögel machten darin keine Ausnahme.

Die Europaschau mit rund 1000 ausgestellten Vögeln von Topzüchtern aus verschiedensten Ländern Europas bietet nach meiner Meinung die höchste Qualitätsdichte aller mir bekannten Schauen.

Nachfolgend eine Auswahl der von Daniel ausgestellten Vögel und meine Eindrücke:

Foto; Hellblaue Zimthenne; sehr grosse und breitschultrige Henne mit einem massiven Kopf. Dieser Vogel befand sich sicherlich in der Endausscheidung um den besten Vogel der Schau.

Foto; Lutinohahn; ebenfalls gross und breitschultrig mit schöner runder Brustpartie, Körper vielleicht ein bisschen zu schwer, sodass der daraufsitzende Kopf etwas zu zierlich erscheint, ausser er hätte das Kopfgefieder noch mehr aufgestellt. Mir fiel allgemein auf, dass viele Vögel in der Halle es etwas an Kopfspiel vermissen liessen, woran eventuell die Atmosphäre schuld trug. Ich glaube zwar eher, dass Daniels Vögel nach einem Tag in der Halle beinahe zu ruhig oder erschöpft waren und es deshalb etwas am Schauspielern fehlte.

Foto; Dunkelgrüne Opalinhenne; feingefiederter und kompletter Vogel in grossartiger Schaukondition, sehr tiefe Maske mit riesigen Kehltupfen, die sich dennoch gut einfügen. Einen solchen Vogel zu züchten, ist eine grosse Leistung.

Foto; Hellgrüner Hahn; dieser Vogel hatte in seiner Schaukondition bereits abgebaut, zeigte aber trotzdem seine vorzüglichen Qualitäten wie sehr breiter und hoher Kopf mit tiefer Maske; leider fehlten Kehltupfen.

Foto; Grauer Hahn; sehr guter Jungvogel, konditionell ebenfalls leicht abgebaut. Aber jeder Züchter mit Kennerblick konnte die extrem guten Qualitäten dieses Vogels erkennen.

Wie bereits vorgängig erwähnt, zeigt ein Ausstellungsbesuch nicht in jedem Fall den wirklichen Qualitätsstand einer Zucht auf. Daniel holte an der Europaschau 2006 viele Auszeichnungen, verpasste es aber den Schausieger zu stellen. Jedem, der einen wirklich repräsentativen Überblick über seinen Zuchstand und seine Vögel erhalten möchte, sei ein Besuch in Würenlos deshalb herzlich empfohlen.
Aus meiner Sicht sind Daniels Vögel superb, absolute Weltklasse, anders und all dies in HARMONIE.

 

 

 
© Daniel Lütolf, Industriestrasse 1, CH-5436 Würenlos, Tel ++41 (0)56 424 24 27, Mob Tel ++41 (0)79 705 49 08, info@daniel-luetolf.ch

 

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