Schweizer Schauwellensittiche - Daniel Lütolf
 
 

Daniel Lütolf
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Interview Biomill Zeitschrift Mai 2013

Von Markus Hofer (Lange Version)


Daniel, seit langem dominierst Du die nationale Wellensittichzucht. Seit ein paar Jahren gehörtest Du auch weltweit zu den prägenden Persönlichkeiten in dieser Sparte. Was unterscheidet in Deinen Augen einen absoluten Spitzenzüchter von einem guten Züchter?

Es gibt ja das geflügelte Wort von den drei "G" - Geduld, Glück und Geld. Über diese drei Attribute sollte man vielleicht tatsächlich verfügen. Daneben braucht es eben vor allem viel Zeit. Ich züchte nun schon seit über 30 Jahren Schau-Wellensittiche. Der Erfolg kam natürlich nicht von heute auf morgen, sondern stellte sich erst nach Jahrzehnten nach und nach ein, wobei auch ich Rückschläge zu verarbeiten hatte. Daneben braucht es sicher auch Einfühlungsvermögen: Man muss die Tiere kennen und verstehen und sie auch gernhaben. Daneben muss man stets die Augen offen haben und nach einem Vogel Ausschau halten, der aufgrund eines speziellen Merkmals eine leichte Veränderung / Verbesserung in seinem Stamm hervorbringen könnte. Das muss absolut kein Supervogel sein und er darf gleichzeitig auch Fehler aufweisen. Auch gilt es, einen Züchter seines Vertrauens zu finden, der einem ehrlich berät und mit vielversprechenden Vögeln versorgt. Hätte ich 1985 nicht Heinrich Ott kennengelernt, würde ich vielleicht heute nicht mehr züchten.  



Wenn man Dich besucht, spürt man rasch, dass die Familie für Dich zentral ist. Deine älteste Tochter – sie besucht die zweite Klasse der Primarschule – zeigt einem bereits mit erstaunlicher Kenntnis ihre Zuchtboxen. Welchen Einfluss hat für Dich das persönliche Umfeld auf den Erfolg?

Ich glaube schon, dass ich ein Familienmensch bin. Sie gibt mir den Rückhalt, den es im Beruf und auch im intensiven Hobby braucht. Ich hoffe natürlich, dass Rubina dereinst in meine Fussstapfen treten wird. Es ist schön, dass sie sich für die Vogelzucht interessiert. Eigentlich möchte sie bereits mit eigenen Ringen ausstellen, doch scheint sie mir noch etwas gar zu jung zu sein dafür. Erst wenn sie sich wirklich um die Versorgung und die Betreuung der Tiere kümmert, so darf sie auch selber an Ausstellungen teilnehmen. Alles andere wäre unfair gegenüber den wirklichen Jungzüchtern. Besonders die Blaureihe, die Hauben und die Hellflügel haben es ihr angetan. Auch die eineinhalb Jahre alte Neve ist bereits mit grossem Interesse dabei, wenn Papa abends die Nistkästen kontrolliert und schreit dann ganz entzückt: "Bébé, Bébé"....

Als Lehrer in der Agglomeration Zürich kennst du die stätische Jugend sehr gut. Welche Einstellungen zur privaten Kleintierzucht konntest Du bei den jungen Leuten feststellen?

Hierzu muss ich ehrlicherweise feststellen, dass das Interesse an der Kleintierzucht sehr stark rückläufig ist. Es ist wohl kein Geheimnis, dass es heute sehr viele andere Zerstreuungsmöglichkeiten gibt. Internet, Handys - um nur einige Dinge zu erwähnen - haben unser Leben sicher in revolutionärer Weise verändert. Eigentlich schade, denn sicherlich ist die Kleintierzucht ein sehr schönes und sinnvolles Hobby. Es muss einem aber auch von den Eltern quasi mit auf den Weg gegeben werden. Ein Computergame oder sonst etwas Elektronisches kann man problemlos einige Wochen zur Seiten legen, eine Wellensittichzucht seriös zu führen, bedeutet 365 Tage im Jahr dran bleiben zu müssen. Das ist einerseits sehr belastend, andererseits fördert es aber das Verantwortungsgefühl. Und mich hat es in jungen Jahren auch von einigen Dummheiten abgehalten.


Als Züchter, der vom Verkauf seiner Vögel lebt, hast du intensiven Kontakt mit Züchterkollegen aus dem In- und Ausland. Welche Unterschiede in der Einstellung zum Tier grundsätzlich und zu der Vogelzucht im speziellen stellst Du zwischen der Schweiz und dem Ausland fest?


Da habe ich keine nennenswerten Unterschiede festgestellt. Ich glaube, das hängt von jedem einzelnen Züchter selbst ab, wie er zu seinen Tieren steht. Gut möglich allerdings, dass nationale Tierschutzgesetze und Vorschriften einen wichtigen Einfluss haben. In der Schweiz sind diese Vorschriften mittlerweile sehr streng und werden auch kontrolliert, doch im Verhältnis zum Ausland noch immer relativ liberal. Oftmals bekommt man im Ausland zuerst den Eindruck, dass Kameradschaft höher gewichtet wird als bei uns. Doch bei näherer Betrachtung muss man feststellen, dass es bei uns  bestimmt nicht schlechter läuft. Grundsätzlich gilt: Es "menschelt" überall...!


Als Züchter hast Du/ haben Deine Tiere an Ausstellungen möglichst nahe an den vorgegebenen Zuchtziele zu sein. Ist es für Dich nun Herausforderung genug, diese Zuchtziele möglichst zu erreichen, oder würdest Du manchmal lieber mit anderen Schwerpunkten züchten?

Ich züchte primär nach meinen eigenen Vorstellungen und habe dabei ein idealisiertes Bild des von mir angestrebten Zuchtideals im Kopf. Wellensittiche züchten, ist wie das Zusammenfügen eines grossen Puzzles. Es braucht viele Teile, damit man das Ziel erreicht. Natürlich ist es schon so, dass man ab und zu Kompromisse eingehen muss, um einen Schausieg zu erringen.


Du bist eine ausgesprochen engagierte Persönlichkeit und hilfst auch Neueinsteigern. Kann man bei Dir auch ein „Anfänger – Kit“ (eine einfache Voliere, Vögel, Futter und erste Informationen) beziehen?

Ich helfe Neueinsteigern aller Altersgruppen gerne weiter und berate sie bei der Zucht. Natürlich kann ich Ihnen auch Vögel zu einem vernünftigen Preis abgeben oder schenke Anfängern oder Wiedereinsteigern meistens ein Pärchen zum Start. Ebenso kann man bei mir MELIOR-Futter beziehen. Ein eigentliches "Anfänger-Kit" gibt es allerdings nicht. Möglicherweise kann ich bei der Vermittlung von gebrauchten Zuchtboxen oder Volieren weiterhelfen, wenn ich von jemandem höre, der das Hobby leider aufgeben musste.


Welches sind die wichtigsten Kriterien, wenn Du Zuchtpaare zusammenstellst?


Wenn immer möglich, wähle ich sogenannte "Liebespaare" aus. Wenn sich die Vögel selbst finden, so hat man in der Zucht am wenigsten Probleme und dies ist meist eine Garantie für problemlose Nachzucht. Allerdings lasse ich die "Liebespaare" nur zusammen, wenn kein zu naher Verwandtschaftsgrad dagegen spricht. Auch darf man niemals Vögel mit den gleichen Fehlern miteinander verpaaren. Darüber hinaus gibt es schon auch einige Kriterien, wie man die Paare zusammenstellt. Auf meiner Homepage habe ich einige Beispiele in Bildern aufgeführt, wie ich die Paare zusammenstelle: www.daniel-luetolf.ch oder www.schauwellensittich.ch, unter Aktuell/Zuchtpaare.


Die Ernährung ist ein zentraler Faktor. Nach verschiedenen Tests, die Du periodisch wiederholst, fütterst Du melior Körnerfutter. Welche Kriterien waren für diese Wahl ausschlaggebend?


Ich bin sehr überzeugt von der Qualität des MELIOR-Futters. Meine Vögel fressen es sehr gerne und es bildet die Basis ihrer Ernährung. Ich glaube, der Erfolg spricht hierbei für sich. Tatsächlich habe ich mittels Tests herausgefunden, dass die Lütolf-Mischung, welche ich massgeblich mit zusammenstellen durfte, am liebsten angenommen wird. Qualität, Sauberkeit, Preis und Frische stimmen bei MELIOR einfach! Man kann das übrigens einfach durch einen Keimtest feststellen. Je frischer die Sämereien, desto höher der Anteil der Keimfähigkeit.
Ich füttere meinen Tieren bloss das Allerbeste, sowohl bei den Sämereien als auch bei den Zusatzprodukten. So werden bloss biologisch angebaute Gemüse und Früchte verwendet.  


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Welche zusätzlichen Futterkomponenten setzest Du zusätzlich ein?

Alle zwei Tage bereite ich in der Zuchtsaison für meine Vögel eine Weichfuttermischung zu, bei der ich so viel frisches Saisongemüse beifüge wie möglich. Ein Spritzer Olivenöl hilft, dass die Vitamine aus dem Gemüse besser vom Organismus aufgenommen werden können. Auch rote Kolbenhirse ist für die Aufzucht der Jungvögel sehr hilfreich. Jeden zweiten Tag erhalten meine Tiere während des ganzen Jahres eine Keimmischung, bestehend aus Hafer, Weizen, Gerste und Dinkel. Das ist das beste Futter, aber auch das gefährlichste; speziell in den warmen Sommermonaten kann es leicht zu einem Pilzbefall kommen. Darüber hinaus gebe ich den Tieren regelmässig frische Zweige und Äste in die Voliere. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung von frischem Wasser. Dieses sollte man mindestens einmal, besser aber zweimal pro Tag wechseln. Nicht zu vergessen sind regelmässige Zugaben von Sand, Grit und Mineralien. 

 

 
© Daniel Lütolf, Industriestrasse 1, CH-5436 Würenlos, Tel ++41 (0)56 424 24 27, Mob Tel ++41 (0)79 705 49 08, info@daniel-luetolf.ch

 

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